Elternkongress Berlin 2006
2. September 2006 im Abgeordnetenhaus Berlin
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Der Hintergrund

Hintergrund und Ziele des Kongresses


Erziehung und Bildung in der Einwanderungsgesellschaft

Seit etwa zwei Jahren ist das Thema Familie wieder ein Thema der politischen Auseinandersetzung geworden. Allerdings geht die integrationspolitische Debatte noch zögernd darauf ein. Obwohl im Jahr 2000 im „6. Familien-Bericht“ bereits die Relevanz der Rolle der Familie im Integrationsprozess hervorgehoben wurde, hat sich die Integrationspolitik kaum damit beschäftigt, wie Familien mit Migrationshintergrund in ihrer Rolle im Integrationsprozess gestärkt werden können.

In der integrationspolitischen Debatte in Berlin wird die Familie, die für die Integration einer der wichtigsten Bereiche ist, vernachlässigt. Im Integrationskonzept des Senats wird Familie z.B. nicht als eigenständiger Schwerpunkt behandelt, sondern nur unter dem Abschnitt „Integration und Gleichstellung der Geschlechter“.

Neben Arbeit, Erziehung und Ausbildung hat die Familie jedoch eine entscheidende Funktion im Integrationsprozess. Die soziale Ausstattung und die Kompetenzen, die hauptsächlich durch sie vermittelt werden, sind die Grundlage für die Ausbildung der Fähigkeit von Kindern, überhaupt an schulischer Erziehung und an Ausbildung teilzunehmen. Wenn aber ein großer Teil von Familien mit Migrationshintergrund wegen der geringen Qualifizierung der Familienmitglieder und wegen der Arbeitsmarktlage in Berlin aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen ist, wird die Familie wegen der fehlenden Kontakte zur Aufnahmegesellschaft ihre Funktion im Integrationsprozess nur schwer erfüllen können. Die Familien haben dann kaum die Möglichkeit, sich die Kompetenzen und Spielregeln anzueignen, die gebraucht werden, um ihre Kinder auf dem Weg durch die schulischen und beruflichen Sozialisationsinstanzen der Einwanderungsgesellschaft zu begleiten. Wir haben daher in Berlin ein Strukturproblem, das Arbeit, Erziehung und Familie in ihrem Zusammenhang tangiert.

Wenn man das vor Augen hat, wird die Brisanz der Lage in Berlin erst richtig deutlich. Es wird außergewöhnliche Innovationskraft und Kompetenz erforderlich sein, um die Leerstelle, die eine nicht vorhandene Integration in den Arbeitsmarkt bei Migrantenfamilien hinterlässt, durch Erziehung und Ausbildung aufzufangen und auszugleichen. Dazu müssen innovative Maßnahmen, die die Familien in die Bemühungen einbeziehen, entwickelt und umgesetzt werden.

Die Berliner Institutionen, die den Kongress gestalten, gehen davon aus, dass

• Eltern mit Migrationshintergrund die Verantwortung für die Erziehung und den schulischen Erfolg ihrer Kinder übernehmen wollen und wissen möchten, wie sie diese Verantwortung in der sich schnell verändernden modernen Industriegesellschaft anpacken können;

• jede Mutter und jeder Vater auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen und Kenntnisse eigene Vorstellungen von Erziehung und Bildung ihrer Kinder haben. Häufig sind Migrantenfamilien an traditionellen Verhaltensmustern aus ihrer Heimat orientiert, die dem Rollenspektrum und den Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft nur noch partiell entsprechen können. Die Frage aber ist, wie sie ihr tradiertes Wissen für eine gelungene Sozialisation und für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn in der deutschen Gesellschaft mobilisieren können;

 

Ziele des Kongresses sind:

1. Eltern sowie Mitarbeiter aus Erziehungs- und Bildungseinrichtungen zusammenzubringen und im Rahmen von moderierten Workshops gemeinsam Lösungen für Erziehung und Bildung betreffende Fragestellungen zu erschließen.

2. ein Agenda-Setting für die Anerkennung der Rolle der Familie im Integrationsprozess zu erreichen.

 

Der Elternkongress Berlin 2006 soll der Startschuss für eine Kampagne sein, die den Fokus auf die Rolle der Familie im Integrationsprozess legt und sich dafür einsetzt, dass diese Rolle in der Integrationspolitik der Stadt mit der Entwicklung von innovativen Maßnahmen angemessen berücksichtigt wird.